Die Geschichte des Fensters - vom „Windauge“ zum intelligenten Highend-Gerät

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Ausgedientes Fenster

Internorm-Modell KF 520

Bild: Internorm

Die Geschichte des Fensters ist zugleich eine Zeitreise durch die Bau-Epochen der menschlichen Evolution von der Antike in die Moderne. Angefangen als Frischluft-Öffnung in den ersten Unterkünften der alten Germanen hat sich das Fenster über die zunehmende Etablierung funktionaler Eigenschaften im Mittelalter zu einem intelligent gesteuerten Hightech-Objekt der Moderne entwickelt.

Von den Anfängen…
Die alten Germanen bezeichneten kleine Öffnungen im oberen Teil ihrer Gemäuer, die zum Rauch-Abzug von Lagerfeuern dienten, als sogenannte „Windaugen“. Dabei wurden im Mauerwerk einfach Steine herausgenommen, zum Schutz vor Feinden befanden sich die Öffnungen meist in den oberen Bereichen der Behausungen. Die Öffnungen dienten damals noch nicht als Lichtquellen. Das englische Wort für Fenster, „window“, leitet sich übrigens vom „Windauge“ ab. Das deutsche „Fenster“ stammt vom lateinischen „fenestra“ und bedeutet so viel wie Wandöffnung.
In der Folgezeit wandelten sich die Unterkunftsformen der Menschen und die Wandöffnungen wurden bedeutsamer und dienten zunehmend als Frischluft- und Lichtquellen im Inneren. Mit dem einhergehenden technischen Fortschritt nehmen Öffnungen bzw. Fensterformen sowie der Einsatz von Glas als Schutzscheiben zu. Häuser-Statik und Materialien gewinnen allmählich an Bedeutung, schließlich müssen Fenster den starken Mauerwänden standhalten. Vor allem im Mittelalter etablieren sich verschiedene Baustile, die die Fensteröffnungen sowohl als Bauelement als auch als Funktionselement fördern.

… über das Mittelalter
Besonders die Architektur der Romanik bringt neue Formen hervor. Typisch für diese Stilepoche sind dicke Mauern mit kleinen Rundbogenfenstern. Allerdings weiterhin nur mit geringem Lichteinfall. Erst nebeneinander angeordnete Fenster verbessern die Lichtverhältnisse in dieser Zeit. Zudem schützen Vorhänge und Fensterläden vor äußeren Einflüssen, da Verglasungen außerhalb der Kirche und bei Adelssitzen noch keine allzu große Rolle spielen.
Aufwendiger und anspruchsvoller wird der Baustil in der Renaissance. Das dominierende Element in der Fassadengestaltung ist nun das Rechteckfenster. Zu den funktionalen Aufgaben des Fensters kommen jetzt ästhetische Aspekte hinzu. Generell werden Haus-Fassaden zu dieser Zeit immer detaillierter und verzierter gestaltet. Mitte des 17. Jahrhundert löst der Barockstil den Renaissancestil ab. Das Rechteckfenster bekommt einzelne Glas-Segmente oder auch Rundbögen hinzu. Dekorationen an Fensterrahmen werden häufiger und erste spezielle Winterfenster, die von außen an den Rahmen angebracht wurden, fördern die Wärmedämmung im Inneren. Ab dem 18. Jahrhundert wird erstmals Tafelglas, also industriell im Ziehverfahren gefertigtes Glas, verwendet.

… bis in die Moderne
Mit dem Aufkommen des Klassizismus greifen Architekten vermehrt auf alte und antike Formen zurück. Die Häuser-Fassaden bekommen klare Grenzen und rationalen Flächen. Verzierungen verschwinden zusehends. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewinnen neue Materialien wie Glas und Stahl immens an Bedeutung und werden in größerem Umfang verwendet. War die Herstellung von Fensterglas bis dahin sehr aufwendig, bringt die Flachglasfertigung und später die sogenannte „Float-Technik“ den Durchbruch zum regelmäßigen Einsatz der Fensterglasscheibe. Das Einfachglasfenster mit zwei Drehflügeln wird zum Hauptelement in der Anfangszeit. Farbige Bleiverglasungen finden Verwendung als auffallendes Fensterelement. Zudem werden die Fensterformen vielseitiger, es entstehen runde, ovale oder geschwungene Fenster.
Mit fortschreitender Industrialisierung entwickelt sich die Fenstertechnik sprunghaft weiter. Werkstoffe zum Gebäudebau werden zahlreicher und vielseitiger, Glas wird durch verschiede Verfahren im Handwerk zunehmend beherrschbar und leichter einsetzbar. Das Aufkommen neuer Materialien ermöglicht so im weiteren Verlauf der Entwicklung völlig neuer Fensterkonstruktionen. Neben dem Traditionswerkstoff Holz werden Fensterrahmen auch aus Aluminium und Kunststoff hergestellt. In den 1950er und 1960er Jahren entwickelt sich das Isolierglasfenster - zunächst mit Zweifachverglasung, später dreifach verglast. Typisch zu dieser Zeit sind Schwing- und Wendefenster. Oberlichter verschwinden mehr und mehr und werden durch Drehkippfenster und Schiebetüren ersetzt. Die Einführung elektronisch gesteuerter Maschinen steigert in den 1970ern das Glas-Produktionsvolumen erheblich einhergehend mit einer enormen Qualitätsverbesserung der Glasscheiben.  

Die Bedürfnisse an Fenster verändern sich jetzt merklich. Diente das Fenster in seiner früheren Form allem als Rauchabzug und Frischluftzufuhr, so stehen in der Moderne Aspekte wie Schalldämmung, Energieeffizienz, Lichteinfluss und Sicherheit im Vordergrund. Zudem müssen moderne Fenster gewisse Design-Ansprüchen erfüllen und in bestehende Raumkonzepte integrierbar sein. Heute sorgen bei der Verglasung mehrere Scheiben, innovative Füllungen und nicht sichtbare Beschichtungen auf dem Glas dafür, dass die Wärme im Raum gehalten wird und nicht „entfliehen“ kann. Mit der Verknüpfung zur intelligenten Haus-Steuerung werden Fenster sowie deren Gläser zunehmend zu Hightech-Produkten mit vielfältigen Funktionen und Anwendungsmöglichkeiten. Vor allem die letzten Jahrzehnte haben diesbezüglich eine Vielzahl an Innovationen und Entwicklungen in der Fenstertechnik hervorgebracht. Die Anfänge des Fensters liegen lange zurück - aus der ungeschützten Maueröffnung sind moderne und intelligente Bauelemente geworden.

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